Die Pauluskirche Bietigheim-Buch

Kirche und Turm Südansicht

Die Pauluskirche ist ein für die 60er-Jahre typisches Gebäude, das von klaren Linien und Sichtbeton dominiert ist.

Die Setzung der Wände ist assymetrisch und erinnert an die Form eines Schiffs. Zusammen mit dem Satteldach bilden sie von außen einen bewussten Gegensatz zu den strengen Formen und Flachdächern der Wohnblocks, die die Kirche umgeben.

Die neuen Portale nach Abbruch des früheren Flachdachfoyers nehmen die vertikalen Linien der Kirchenfenster auf.
Die verschieden breiten Edelstahlstreifen bilden als Barcode das Wort "Pauluskirche".

Der Turm ragt als frei stehender Campanile spitz in den Himmel. Wie ein Finger weist er über sich und das ganze Gebäude hinaus: auf das Unmessbare, in eine andere Dimension. Von der Südseite gesehen ist im obersten Turmsegment ein stufenartig hinaufführendes Element zu sehen - die Andeutung einer Himmelsleiter?

Im Turm befindet sich ein Geläute mit vier Glocken.

Pauluskirche Innenraum

Im Innenraum entsteht der Eindruck eines zeltartigen weiten Raumes. Durch schmale Fensterbänder an den Wandabschlüssen scheint das Zeltdach zu schweben.

Die Altarwand ist gebrochen, durch schmale senkrechte Fensterbänder fällt das Licht in Streifen in den Raum:
als ob die Wände des Felsengrabes sich öffnen und das Licht der Auferstehung herein bricht.

Die neuen Leuchten bringen den Raum am Abend zum Erstrahlen.

Das mächtige Kreuz aus Aluminiumguss wurde vom Stuttgarter Bildhauer Hans-Dieter Bohnet (1926-2006) geschaffen.

Er kommentiert sein Werk selbst folgendermaßen:

„Der Apostel Paulus … selbst hat es beim Aufbau seiner Gemeinden erfahren, dass der gekreuzigte und auferstandene Christus Menschen recht verschiedener Eigenart zu seiner Gemeinde zusammenführen kann.

Dementsprechend sollen in der neuen Pauluskirche … Menschen verschiedener landsmannschaftlicher Herkunft, Alter, Beruf, Denk- und Lebensgewohnheiten zu seiner Gemeinde zusammenwachsen. Das geht heute wie einst nicht ohne Schwierigkeiten. Wir leben in einer Gesellschaft, die sich im Umbruch befindet mit auseinanderstrebenden Privat- und Gruppeninteressen. …

Die im Raum hängende Plastik übersetzt diese Gedanken in bildnerische Sprache. Verschieden große und unterschiedlich geformte Teile gruppieren sich in konzentrischen Kreisen um das Kreuz. Sie bilden in dieser Zuordnung ein Gemeinderund oder weiter gefasst eine Welt, die durch das Kreuz zusammengehalten wird. Es ist eine zerrissene Welt, die vom Kreuz überstrahlt wird. Drei rote Glasbrocken … erinnern an das Opferblut Christi, das dennoch diese zerrissene Welt einen und retten will.“

Innenansicht Südseite mit Empore
Südseite mit Empore, Lichtbändern und Windfang

Im Zuge der Innenrenovierungen erhielt die Kirche einen gebrochen weißen Anstrich. Zum Teil wurden weiß gebeizte Holzpaneele angebracht. Viele Menschen erleben die Kirche nun weniger trist und kalt, sondern freundlich einladend.

Die Lichtinstallationen des Heilbronner Künstlers Peter Riek (* 1960), fünf schmale kräftig gelbe Lichtbänder, führen die vertikalen österlichen Lichtstreifen der Architektur weiter.

Die Zeichnungen des Künstlers auf den Lichtbändern, die auf den ersten Blick nicht leicht zu entschlüsseln sind, symbolisieren die Lebensgeschichte und Theologie des Apostels Paulus.

Ein neuer Windfang aus Glaselementen wurde bei der Renovierung 2013/14 eingebaut. Das alte Foyer der Kirche wurde abgebrochen. Wenn man nun die Kirche durch die neuen Portale betritt, eröffnet sich dem Blick nun die ganze Weite des hellen Kirchenraums.

Worte des Apostels Paulus aus dem Römerbrief finden sich auf den Glaselementen - dieselben, die auch auf den Glocken im Turm eingraviert sind:

Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet. (Röm 12,12)

Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes. (Röm 8,39)

Das Gemeindehaus der Paulusgemeinde

Das Gemeindehaus der Paulusgemeinde wurde 2012-2013 nach dem Abbruch des Westteils des alten Gemeindezentrums gebaut: Ein niedriger schlichter Baukörper, der sich in die Wohnbebauung der Umgebung einfügt, sich gleichzeitig aber durch die rote Klinkerfassade deutlich heraushebt.

Zwischen Gemeindehaus und Kirche ist ein Hof entstanden, der zur Geselligkeit im Freien einlädt.

Klinker und graue Fenstereinfassungen bilden ein beziehungsreiches Wechselspiel zwischen Kirchenbau und Gemeindehaus.

Gemeindesaal im Advent 2014

Das Gemeindehaus beherbergt im Erdgeschoss Gemeindesaal und Küche sowie den Bürobereich mit Gemeindebüro und Amtszimmern.

Im Untergeschoss sind drei Gemeinderäume und Sanitäranlagen sowie Lager- und Technikräume zu finden.

Im Obergeschoss befindet sich die Pfarrwohnung für das geschäftsführende Pfarramt.

Auf dem Flachdach ist eine Photovoltaikanlage installiert.

Die großen Glas- und Fensterfronten des Gemeindesaals tragen entsprechend zum Windfang in der Kirche Paulus-Worte aus Römer 12. Sie sollen Motto und Leitlinie sein für das Gemeindeleben in diesem Haus:

Liebt einander von Herzen als Brüder und Schwestern.
Macht euch die Gastfreundschaft zur Aufgabe.
Freut euch mit den Fröhlichen.
Weint mit den Weinenden.
Seid alle miteinander auf Einigkeit aus.

Baugeschichte

Feldscheuer 1952
Feldscheuer 1952

Angefangen hat es in den 50er-Jahren mit Gottesdiensten unter freiem Himmel, dann in einer offenen Feldscheuer.

Monategegemeindehaus 1962
Montagegemeindehaus 1962

Doch der Stadtteil Buch wuchs.

Viele Flüchtlingsfamilien siedelten sich an, dann mehr und mehr Aussiedler.

1962 entstand ein Montage-Gemeindehaus, in dem die wachsende Kirchengemeinde ein erstes Zuhause fand.

Pauluskirche im Bau
Pauluskirche im Bau

1966 erhielt der Stuttgarter Architekt Dr. Ing. Walter Ruff den Auftrag, ein Gemeindezentrum zu bauen, das in einer Siedlung, die sich aus Menschen unterschiedlicher landsmannschaftlicher Herkunft zusammen setzt, „formend, prägend, einladend und ausstrahlend“ wirken sollte.

Entstanden ist ein für die 60er-Jahre typisches Gebäude, das von klaren Linien und Sichtbeton dominiert ist.

Einweihung Pauluskirche 1968
Gottesdienst zur Einweihung

1968 wurde das Paulusgemeindezentrum eingeweiht.

Pauluskirche 1970

Pauluskirche im neu entstandenen Stadtteil Buch 1970

Abbruchbagger Gemeindehaus
Abbruchbagger altes Gemeindehaus 2012

Sanierung und Neubau

Nach einer ersten Sanierung um die Jahrtausendwende wurde der Gebäudekomplex in den Jahren 2012-2014 grundlegend modernisiert:
Der Westflügel des Gebäudes mit Gemeinderäumen wurde abgebrochen. Auf der Ostseite der Kirche wurde ein neues Gemeindehaus erbaut. Der Kirchenraum wurde renoviert und vorsichtig verkleinert.

Neubau Gemeindehaus
Neubau Gemeindehaus 2012
Neubau Gemeindehaus Fassade
Neubau Gemeindehaus 2013
Neubau Gemeindehaus innen Saal
Neubau Saal des Gemeindehauses 2013
Renovierung Kirchenraum Pauluskirche
Renovierung des Kirchenraums 2013-2014
Die fertig gestellten Gebäude